Das schönste Renaissancedorf Lothringens blickt auf eine ganz besondere Geschichte zurück.
Aufgrund eines Abkommens aus dem 13. Jahrhundert, das dem Ort einen neutralen Status zusicherte, lebten die Menschen hier 500 Jahre lang auf einer Insel des Friedens. Während rundherum ständiges Schlachtengetümmel herrschte und die Menschen im Umland immer mit Krieg und Überfällen rechnen mussten, konnten die Einwohner von Marville im wahrsten Sinne des Wortes vom Frieden profitieren, wurden mit Handel reich und zeigten dies auch mit den reichen Verzierungen an den prächtigen Renaissancefassaden ihrer Häuser.
Die älteste der Kirchen ist die auf dem Friedhof, Saint-Hilaire. Sie war 1227 bereits Pfarrkirche. Das Kirchenschiff ohne Wölbung stammt aus dem 12. Jahrhundert. Das Schiff ist ein wahres Begräbnis-Museum.
Die alten Monumente (16. beziehungsweise 17. Jahrhundert) wurden vom Friedhof in das Innere der Kirche verlegt. Dennoch weist der Friedhof nach wie vor bemerkenswerte Grabmonumente (15. bis 17. Jahrhun-dert) auf. Dort befindet sich auch ein Beinhaus mit 40.000 Schädeln. D
ie Kirche Saint-Nicolas ist seit 1227 Pfarrkirche. Sie ist im gotischen Stil gehalten. Das fünffach unterteilte Kirchenschiff wird von etwas niedrigeren Seitenschiffen flankiert und endet in einem fünfeckigen Chorabschluss. Die sieben Kapellen der Seitenschiffe entstanden zwischen 1472 und 1536.
Das in sie eindringende Licht wird durch Gitterwerk im spätgotischen Stil gefiltert.
In diesen Kapellen findet man einige bemerkenswerte Statuen aus der Zeit zwischen dem 15. und 18. Jahr-hundert sowie Altäre und Grabmonumente. Marville hatte auch ein Kapuzinerkloster (1618) sowie ein Kloster von Benediktinerinnen, das 1690 von den Nonnen von Saint-Nicolas gegründet worden war.
Marville und die spanische Renaissance Das 16. Jahrhundert war das Zeitalter Karls V, der ein großes Imperium begründete: 'Ein Reich, in dem die Sonne nie untergeht…' Überall in Europa waren die spanischen Armeen an seinen Eroberungen beteiligt, wobei ihnen hie und da Siedler folgten.
So kam es, dass sich Spanier in Marville niederließen. Sie sollten unbedingt durch die Straßen von Marville bummeln, um die Atmosphäre dieser Epoche wiederzufinden.
Auf Schritt und Tritt gibt es Interessantes zu entdecken! Die in der Stadt erhaltenen Wohngebäude im Stil der spanischen Renaissance sind prachtvoll und reich mit Bildwerken und Flachreliefs geschmückt, in denen sich zahlreiche pittoreske Figuren regen, die oft der griechischen oder römischen Mythologie entnommen sind.
In der Kirche und auf dem Friedhof Saint-Hilaire erwarten Sie weitere Überraschungen, und zwar äußerst interessante! Dieser Ort ist wie ein unwahrscheinliches Museum mit so merkwürdigen wie ergreifenden, mit Skulpturen verzierten Gräbern, die den Totenkult vom Mittelalter bis zum Barockzeitalter verständlich machen.