Dagobert II., König von Austrasien (651 - 679) Nach dem Tod Chlodwigs (511) wurde das Frankenreich der Merowinger unter seinen Söhnen aufgeteilt.
Für über zweihundert Jahre herrschte die Dynastie der Merowinger über die ungleich großen, einander oft bekriegenden Königreiche Austrasien, Neustrien und Burgund.
Die Hausmeier, einst nur Beamte im königlichen Dienst, rissen immer mehr Macht an sich und verurteilten die meist sehr jung auf den Thron gekommenen Könige zu einem bloßen "Schattendasein". Ein solches kann man Dagobert freilich nicht nachsagen.
Unter dem Vorwand, dem Wunsch des verstorbenen Königs Sigibert III. Folge zu leisten, gelang es Grimoald sogar, seinen eigenen Sohn auf den Thron zu setzen. Dagobert war unterdessen in die Obhut des Bischofs von Poitiers gebracht worden.
Dieser ließ den Jungen jedoch nicht töten, sondern verbannte ihn nach Irland. Dort, im Kloster Slane nahe Dublin, wuchs Dagobert heran und erhielt eine Erziehung, wie er sie zu Hause nicht hätte erwarten können.
Er lernte drei northumbrische Prinzen kennen und heiratete im Jahr 666 die keltische Prinzessin Mechthild. Bald darauf übersiedelte er mit seiner Gemahlin nach York im Konigreich Northumbrien. Er schloss Freundschaft mit dem später heiliggesprochenen Wilfrid, Bischof von York. Dieser wurde zu seinem Mentor.
Bereits vier Jahre später starb Mechthild bei der Geburt ihrer dritten Tochter.
Auf Betreiben des Wilfrid von York heiratete Dagobert schon ein Jahr später Gisela van Razès, Tochter von Beras II., Graf van Razès, und Enkelin Tulcas, des Königs der Westgoten. Durch diese Ehe verbanden sich zwei Dynastien mit der Möglichkeit, ein Reich zu schaffen, das von den Ardennen im Norden bis zu des Pyrenäen im Süden reichen konnte.
Ein solches Reich hatte die Ausdehnung des heutigen Frankreich vorweggenommen.
Etwa drei Jahre lang scheint Dagobert in Rhedae, der Residenz seiner Frau, auf den richtigen Zeitpunkt gewartet zu haben, sein Reich wiederzuerlangen. 674 bot sich ihm diese Chance.
Mit Unterstützung durch seine Mutter und ihre Ratgeber zog der so lange Verbannte gen Norden, forderte sein Reich zurück und wurde offiziell zum König von Austrasien ausgerufen. Sowohl Wilfrid von York als auch der heilige Amatus, Bischof von Sitten, waren Dagobert bei der Wiedererlangung der austrasischen Königskrone behilflich.
König Dagobert erwies sich als würdiger Nachfolger Clodwigs. Unverzüglich bemühte er sich, seine Autorität zu festigen, den in weiten Teilen Austriens herrschenden anarchischen Zustände ein Ende zu bereiten und eine allgemeinverbindliche Ordnung herzustellen. Er regierte mit fester Hand und bezwang verschiedene aufständische Adelige, die aufgrund ihrer militärischen und wirtschaftlichen Macht dem Thron hätten gefährlich werden können. Rhedae diente Dagobert als eine Art Schatzkammer.
Die dort gehorteten Reichtümer sollten der Rückeroberung Aquitaniens dienen. Aquitanien hatte sich etwa vierzig Jahre zuvor von den Merowingern losgesagt und ein unabhängiges Herzogtum gebildet.
Bereits wenige Jahre nach seiner Thronbesteigung hatte Dagobert sich eine Menge geistlicher und weltlicher Feinde geschaffen. An erster Stelle die Adeligen, deren Autonomiebestrebungen er unterbunden hatte, weiterhin die Kirche, die in ihm einen willfährigen starken Schwertarm sah, aber feststellen musste, dass Dagobert keineswegs gewillt war, die Wünsche der Kirche zu erfüllen. Darüber hinaus hatte er durch den Aufbau einer effektiv arbeitenden Verwaltung Neid und zugleich Angstgefühle anderer fränkischer Herrscher hervorgerufen, die über angrenzende Königreiche geboten.
Zu seinen Gegnern zählte unter anderem auch Dagoberts eigener Hausmeier Pippin II., der Mittlere (Pippin von Heristal), der sich heimlich mit Dagoberts Feinden verbündet hatte und auch vor Mord nicht zurückschreckte.
Wie die meisten merowingischen Herrscher hatte Dagobert mindestens zwei Hauptstädte, von denen Stenay in den Ausläufern der Ardennen die bedeutendste war.
Als Klostergründer hat sich Dagobert im Elsass hervorgetan: die beiden Klöster Surburg und Weißenburg, vermutlich aber noch weitere, gehen auf seine Initiative zurück.
Am 23. Dezember 679, während einer Rast bei der Quelle von Arphays im Wald von Woëvre, wurde der König von einem durch Pippin II. gedungenen Mörder - angeblich dessen Patensohn - heimtückisch mit einer Lanze erstochen.
Der tote Merowingerkönig wurde im Schloss Haut-Charmois aufgebahrt. Die übrigen Mitglieder der Königsfamilie wurden anschließend wahrscheinlich ebenfalls ermordet.
Auch wenn der Ablauf nicht im einzelnen bekannt ist, so besteht doch kein Zweifel darüber, dass die Herrschaft Dagoberts und seiner Familie ein abruptes und blutiges Ende fand. Die Kirche sah keinen Grund, um den Ermordeten zu trauern, im Gegenteil, die Tat fand ihre Zustimmung.
In dem Brief eines fränkischen Prälaten an Wilfrid von York wird sogar versucht, den Königsmord zu rechtfertigen.
Tekst:Cercle Saint-Dagobert II, Stenay