Verdun hatte für den Ersten Weltkrieg die gleiche Bedeutung wie Stalingrad für den Zweiten Weltkrieg: ein wichtiges historisches und strategisches Ereignis, eine äußerst schmerzvolle Erinnerung. Seit Beginn des Krieges im Jahre 1914 wurde Verdun, seine Zitadelle und der Gürtel von die Stadt schützenden Forts als einer der Schlüssel der französischen Verteidigungsanlagen angesehen. Die deutschen Strategen beschlossen daher die Eroberung dieser Stadt.
Der Angriff auf Verdun wird dem persönlichen Kommando des Kronprinzen unterstellt, des Thronfolgers des deutschen Kaisers. Im Hinblick auf die Zahl der Soldaten und des Materials werden kolossale Mittel eingesetzt. Die Offensive wird zwischen Ende Februar und Ende August 1916 in drei Etappen verlaufen.
Der erste Angriff ist brutal und folgt einer Vorbereitung durch die Artillerie von beispiel-loser Intensität. Trotzdem rücken die deutschen Truppen nur wenig vor. Dabei wird jedoch das Fort von Douaumont am 25. Februar eingenommen; erst am 24. Oktober wird es wieder befreit.
Verdun ist bedroht.
Der französische Widerstand ist beispielhaft. Verstärkung und Material treffen Tag und Nacht ein und werden über die einzige passierbare Straße von Bar-le-Duc nach Verdun herangeschafft: die „Voie Sacrée“ (‘unverletzlicher’ bzw. ‘heiliger Weg’). Durch viel Selbstlosigkeit und maßlose Opfer wird der deutsche Angriff zurückgehalten.
Bis März/April 1916, als die zweite Phase der deutschen Offensive beginnt, entscheidet sich die Armee des Kronprinzen für eine neue Strategie, den Angriff über die Flügel, der den Vorteil einer Verbreiterung der Front bietet. Vergeblich: Mort-Homme, Côte du Poivre und das Fort von Vaux leisten heroisch Widerstand.
Die dritte Phase der Schlacht beginnt. Die Front erweitert sich immer mehr. Der Krieg wird zum Stellungskrieg und stockt in den Schützengräben. Die deutschen Angriffe lassen nicht nach und die Schlacht erreicht ihren Höhepunkt. Die Verluste sind bodenlos. Der letzte deutsche Angriff scheitert vor der Poudrière de Fleury. Von da an erhalten die deutschen Truppen den Befehl, nur defensiv zu handeln.
Das Antlitz des Krieges hat sich geändert. Die russischen Angriffe an der Ostfront, der französisch-britische Angriff an der Somme zwingen die deutschen Armeen zu größerer Vorsicht. Offensichtlich hahen sie keine Chance mehr, die Entscheidung in Verdun zu gewinnen.
Nun ist es an der französischen Armee, die Initiative zu ergreifen und eine Offensive zu starten. Drei fulminante Angriffe werden hintereinander durchgeführt: Douaumont-Vaux, Louvemont-Bezonvaux, Cote 304 und Mort-Homme. Diese finden zwischen Oktober 1916 und September 1917 statt. Der Schraubstock rund um Verdun ist endlich gelockert. Erst durch die französisch-amerikanische Offensive vom 26. September 1918 werden Verdun und die Maas endgültig befreit.