Häuser mit hölzernem Fachwerk und Lehmbauwänden
Das Argonner Massiv mit seinen tiefen Tälern bildet einen starken Kontrast zu den benachbarten Ebenen der Cham-pagne und Lothringens. Es ist mit riesigen Wäldern bedeckt, die zu den schönsten Hochwäldern Europas zählen und die man entlang der Reiseroute der ‘Haute Chevauchée’ nach Belieben entdecken kann. In diesem berühmten Jagdgebiet gedeihen jahrhundertealte Eichen, in deren Umkreis Pilze und Heidelbeeren in Hülle und Fülle wachsen.
Die Holzfäller der Argonnen nutzten die Wälder, den Sand und den Lehmboden so gut wie möglich. In zahlreichen Dörfern wurden Häuser mit dem charakteristischen Fachwerk und Lehmbauwänden errichtet: in Futeau, Le Claon, Locheres, Aubercy, Eclaires, Grigny, Brizeaux u. a. sind typische Beispiele erhalten geblieben.
Ausgehend von den natürlichen Ressourcen konnte ein bemerkenswertes traditionelles Kunsthandwerk entwickelt werden: die Glasherstellung und insbesondere die berühmten Argonner Fayencen. Bei den Antiquitätenhändlern am begehrtesten sind Stücke aus Lavoye, Les Islettes, Foucaucourt-sur-Thabas, Bel-Air, Froidos, u. a. In Rarecourt ist in einem befestigten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert das Museum der Argonner Fayencen untergebracht.
Dadurch, dass sie lange Zeit über schwer zugänglich waren, bildeten die Argonnen die Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und dem deutschen Kaiserreich. In Varennes-en-Argonne nahm die Flucht Ludwigs XVI. am 21. Juni 1791 ein Ende.
1914-1918
Das Museum von Varennes-en-Argonne führt dieses Ereignis, das Leben und die Berufe der Argonnen wie auch die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg vor Augen. Insbesondere wird auf die Laufgräben des Minenkriegs und die dadurch angerichteten entsetzlichen Verwüstungen eingegangen. Die riesigen Krater, welche die Anhöhe von Vauquois zu einer Mondlandschaft machen, zeugen weiterhin davon. Ganz in der Nähe befand sich der Gefechtsstand des deutschen Kommandos mit dem Schutzraum des Kronprinzen, eine von Stacheldrähten umgebene, relativ komfortable Kasematte.
Argonnerwald um Mitternacht
Hermann Albert von Gordon, 1915Argonnerwald, um Mitternacht,
Ein Pionier stand auf der Wacht.
Ein Sternlein hoch am Himmel stand,
Bringt Grüße ihm aus fernem Heimatland.Und mit dem Spaten in der Hand
Er vorne in der Sappe stand.
Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb:
Ob er es wohl noch einmal wieder sieht?Und donnernd dröhnt die Artillerie.
Wir stehen vor der Infantrie.
Granaten schlagen bei uns ein,
Der Franzmann will in unsere Stellung rein.Er frug nicht warum und nicht wie,
Tat seine Pflicht wie alle sie.
In keinem Liede ward´s gehört,
Ob er geblieben oder heimgekehrt.Bedroht der Feind uns noch so sehr,
Wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr.
Und ob er auch so stark mag sein,
In unsere Stellung kommt er doch nicht ‘rein.Der Sturm bricht los, die Mine kracht,
Der Pionier gleich vorwärts macht.
Bis an den Feind macht er sich ran
Und zündet dann die Handgranate an.Die Infantrie steht auf der Wacht,
Bis daß die Handgranate kracht,
Geht dann mit Sturm bis an den Feind,
Mit Hurra nimmt sie dann die Stellung ein.Der Franzmann ruft: Pardon Monsieur!
Hebt beide Hände in die Höh,
Er fleht uns dann um Gnade an,
Die wir als Deutsche ihm gewähren dann.Bei diesem Sturm viel Blut auch floß,
Manch junges Leben hat’s gekost.
Wir Deutsche aber halten stand,
Für das geliebte, teure Vaterland.Argonnerwald, Argonnerwald,
Ein stiller Friedhof wirst du bald!
In deiner kühlen Erde ruht
So manches tapfere Soldatenblut.Und kommt man an das Himmelstür,
Argonnerkämpfer steht davor;
Argonnerkämpfer, tritt herein,
Für dich soll hier der ewge Frieden sein.